Im Laufe der Jahre hat sich das Internet zu einem Treffpunkt für angehende Kriminalaufklärer entwickelt. Sie versammeln sich in Foren, Facebook und Reddit, um Hinweise und Motive zu durchforsten. Und oft liegen sie mit ihrer Hypothese richtig, indem sie den Strafverfolgungsbehörden bei Verurteilungen helfen.
Sie erinnern sich wahrscheinlich an den Namen Bryan Kohberger – den 28-jährigen Mann, der im November 2022 wegen Mordes an vier College-Studenten aus Idaho verhaftet wurde. Er wurde am 30. Dezember 2022 im Haus seiner Eltern in Pennsylvania in Gewahrsam genommen.
Eine Verbrechensaufklärungsgruppe auf Facebook geht davon aus, dass Kohberger möglicherweise Verbindungen zu Dana Smithers hat, einer 45-jährigen Frau, die im Mai 2022 vermisst wurde. Vor einigen Wochen wurden Danas Überreste etwa 30 Meilen vom Haus von Kohbergers Eltern entfernt gefunden.
Aufklärer für Internetkriminalität
Smithers‘ Schwester Stacey Anne betreibt eine Facebook-Seite mit dem Titel „Finding Dana“. Bereits im Januar erzählten ihr die Leute aus der Gruppe, dass Kohberger sich zu der Zeit, als Dana vermisst wurde, in der unmittelbaren Umgebung aufgehalten habe.
Stacey Anne sammelte die Facebook-Beiträge und gab sie an die örtlichen Strafverfolgungsbehörden weiter. Diese Woche wurden Bryan Kohbergers Eltern, denen das fragliche Haus gehört, vorgeladen, um vor einer Grand Jury zu erscheinen, die Danas Mord untersucht.
War Kohlberger da?
An dem Tag, als Dana vermisst wurde, besuchten sie, ihre siebenjährige Tochter und der Vater ihrer Tochter ein nahegelegenes Festival. In dieser Nacht ging sie zum Haus einer Freundin. Dana wurde zuletzt gegen 23 Uhr auf der Ringkamera des Freundes gesehen und Tage später als vermisst gemeldet. Ihr Mobiltelefon, ihre Brieftasche und ihre Medikamente wurden zu Hause gelassen.
War Bryan Kohberger beteiligt? Die Ermittlungen dauern an.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich das Internet einmischt
Danas Geschichte erregt landesweite Aufmerksamkeit, weil Internetdetektive bereits die Strafverfolgungsbehörden bei den Morden an dem College-Studenten aus Idaho unterstützt haben.
Vor Kohbergers Verhaftung postete eine Person, die sich „Pappa Rodgers“ nannte, lange bevor die Beweise öffentlich wurden, über eine Messerscheide am Tatort. Laut einem Administrator der Mord-Diskussionsgruppe argumentierte der Benutzer auch mit anderen Postern und sagte „wirklich gruseliges Zeug“.
Ein wenig Vorsicht, bitte
Vergessen wir nicht, dass die Internetdetektive nach dem Bombenanschlag auf den Boston-Marathon 2013 Unrecht hatten. Sie identifizierten mehrere unschuldige Personen fälschlicherweise als Verdächtige. Dies verdeutlicht die potenziellen Gefahren, die sich daraus ergeben, dass man sich ausschließlich auf Crowdsourcing-Ermittlungen ohne angemessene Aufsicht oder Fachwissen verlässt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich das Internet als wirksames Instrument zur Verbrechensaufklärung erwiesen hat. Mit Hilfe von Social-Media-Plattformen wie Facebook können Menschen Informationen austauschen und Zusammenhänge auf eine Art und Weise verbinden, die vorher nicht möglich war. Wir müssen jedoch auch Vorsicht walten lassen und dürfen ohne entsprechende Fachkenntnis und Aufsicht keine voreiligen Schlussfolgerungen ziehen. Der Fall Dana Smithers ist noch nicht abgeschlossen und wir hoffen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird.