Unternehmer bekennt sich wegen Betrugsvorwürfen nicht schuldig, nachdem er den Wert des Startups übertrieben dargestellt hat
Charlie Javice, eine ehemalige „30 Under 30“-Unternehmerin von Forbes, hat sich wegen Bundesbetrugsvorwürfen auf nicht schuldig bekannt, nachdem ihr vorgeworfen wurde, den Wert ihres College-Finanzplanungs-Startups Frank vor dem Verkauf an JPMorgan Chase stark übertrieben zu haben.
Die Vorwürfe
Nach Angaben der Bundesanwaltschaft verkaufte Javice Frank im Jahr 2021 für 175 Millionen Dollar an JPMorgan Chase – Millionen Dollar mehr, als das Unternehmen wert war. Sie soll der Bank mitgeteilt haben, dass bereits rund vier Millionen Menschen ein Konto bei Frank angelegt hätten, das Startup jedoch weitaus weniger Nutzer habe. Um ihre Behauptungen zu untermauern, soll Javice mithilfe eines Datenwissenschaftlers einen Datensatz erstellt haben.
Die Folgen
JPMorgan Chase setzte die Übernahme fort und zahlte Javice 21 Millionen US-Dollar für ihre Kapitalbeteiligung an Frank, also insgesamt 175 Millionen US-Dollar. Nach der Transaktion wurde Javice für weitere 20 Millionen US-Dollar an JPMorgan Chase gebunden. Während ihrer Tätigkeit im Unternehmen gelang es Javice laut Staatsanwaltschaft jedoch, einen weiteren Datensatz mit Informationen zu erwerben, der dieses Mal jedoch Namen echter Studenten enthielt.
Im November 2022 wurde Javice nach einer internen Untersuchung vom Unternehmen entlassen. Im April wurde sie verhaftet und wegen Wertpapierbetrugs, Überweisungsbetrugs, Bankbetrugs und Verschwörungsvorwürfen angeklagt.
Das Plädoyer
Der Sprecher von Javice bestritt die Vorwürfe, doch Javice bekannte sich nun nicht schuldig. Ihr Anwalt Alex Spiro war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Javice, die wegen einer Kaution in Höhe von 2 Millionen US-Dollar auf freiem Fuß ist, soll am 6. Juni zum nächsten Mal vor Gericht erscheinen.
Elizabeth Holmes-Vergleich
Javices Plädoyer kommt nur eine Woche bevor die Startup-Mitgründerin Elizabeth Holmes, die 2022 wegen Betrugs von Investoren im Zusammenhang mit ihrer Bluttesttechnologie verurteilt wurde, ins Gefängnis muss, um eine über elfjährige Haftstrafe zu verbüßen.
Das Versprechen von Frank
Frank versprach, den Prozess der finanziellen Unterstützung für Studienbewerber zu vereinfachen. Franks Software würde es Studenten ermöglichen, in weniger als sieben Minuten staatliche Finanzhilfen zu beantragen, heißt es in den in der Beschwerde zitierten Unternehmensdokumenten. Mit der Technologie von Javice würde der komplizierte FAFSA-Prozess (Free Application for Federal Student Aid) rationalisiert. Sobald das Formular ausgefüllt sei, sei es nur noch ein Klick, prahlte das Unternehmen.
Verifizierungsprobleme
Bevor JPMorgan Chase dem Kauf von Frank zustimmte, forderte die Bank Daten an, um die Anzahl ihrer Benutzer zu überprüfen. Dann habe sich Javice an ihren technischen Leiter gewandt und ihn gebeten, einen Datensatz zu erstellen, so die Staatsanwaltschaft. Als er ablehnte, beauftragte sie einen Datenwissenschaftler mit externer Hilfe, um eine Tabelle mit etwa vier Millionen Zeilen zu erstellen – eine für jedes Konto, so die Staatsanwaltschaft. Die Zeilen enthielten die Namen und E-Mail-Adressen derjenigen, von denen das Unternehmen behauptete, sie hätten sich angemeldet.
Warnung an Unternehmer
US-Staatsanwalt Damian Williams sagte letzten Monat nach der Verhaftung von Javice, dass dies eine Warnung an „Unternehmer sein sollte, die lügen, um ihr Geschäft voranzubringen, und dass ihre Lügen sie einholen werden.“
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Javices Fall als warnendes Beispiel für Unternehmer dient, ehrlich über ihre Geschäftsbeziehungen zu sein und den Wert ihres Unternehmens nicht zu übertreiben, um einen Verkauf zu sichern.